Han Malsuk: Über alle Mauern

Aus dem Koreanischen von Sun-Ok Schulz und Albrecht Huwe
Mit einem Nachwort von Albrecht Huwe und Illustrationen von Young-Jin Kim

„Korea erzählt – Edition Bonner Übersetzungen“, Band 4, herausgegeben von Albrecht Huwe

Die 1931 in Seoul geborene Autorin HAN Malsuk machte 1955 ihren Abschluss in Linguistik an der koreanischen Eliteuniversität Seoul National University. Seit 1957 ist sie schriftstellerisch aktiv. Neben ihrer literarischen Tätigkeit nahm sie noch zahlreiche andere Aufgaben wahr. Unter anderem war sie Mitglied des Presserats für das Zeitungswesen und des Beratungsausschusses für den Rundfunk (1964-84), Vizepräsidentin des koreanischen PEN-Clubs (1998-2001) und Vorsitzende der Vereinigung koreanischer Schriftstellerinnen (2002-2003).

Bereits in ihren ersten Kurzgeschichten zeigte sich die ausgeprägte Fähigkeit zu psychologisch einfühlsamer Darstellungsweise. Menschliches Leid, meist verbunden mit Armut und sozialer Isolation, steht im Mittelpunkt des Interesses, durchgängig wie im vorliegenden Roman so auch im gesamten Werk. Und es ist beinahe als Selbstverständlichkeit zu bezeichnen, dass das Hauptaugenmerk der Autorin dabei dem Fühlen, Denken und Handeln von Frauengestalten gilt.

Der vorliegende Roman erschien erstmals 1981 unter dem koreanischen Originaltitel Aru˘mda-un yo˘ngga: Harmonische Lieder der Seelen. Nach jahrelanger Arbeit ist ihr ein Panoramabild der modernen koreanischen Gesellschaft gelungen, das in der koreanischen Gegenwartsliteratur seinesgleichen sucht. Das Bild, das vor dem geistigen Auge des Lesers Gestalt gewinnt, entsteht im Spannungsfeld thematischer Gegensatzpaare, etwa Mensch und Natur, Mensch und Himmel, aber auch Individuum und Gesellschaft, Mann und Frau sowie Arm und Reich. Aus den Knotenpunkten dieser Beziehungen entsteht ein Geflecht, in das auch die Fragen nach Religion, Schicksal und Vorherbestimmung, menschlichem Handeln, Moral, Übersinnlichem, Diesseits und Jenseits, Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft sowie schließlich nach dem Sinn des Lebens beziehungsweise Todes eingewoben sind.