Gab-Su Kim arbeitet bei einem Verlag, ist Familienvater und trägt wie viele Koreaner die Narben eines Krieges mit sich, der das Land geteilt hat. Als er die Nachricht vom Tod seines Onkels bekommt, fährt er für die Bestattung in seinen Heimatort und trifft dort Bekannte wieder, die ihn an eine Kindheit voller Armut, Hunger und Sorgen erinnern. Vor achtundzwanzig Jahren hatte sich Gab-Sus Vater, ein armer Schlachter, einer Gruppe von Kommunisten und dem Kampf für ein neues System angeschlossen. Es waren wirre Zeiten, die für den 14-jährigen Gab-Su und seinen kleinen Bruder schwer zu verstehen waren. Für die beiden Kinder war einzig wichtig, dass ihr gewalttätiger Vater und ihre Mutter, die von zuhause geflohen war, wieder zusammenkamen. Doch die Vorboten des Korea-Krieges hinterließen letztlich tiefe Wunden, mit denen sich Gab-Su nun ein letztes Mal auseinandersetzen muss, um seinen Seelenfrieden zu finden. KIM Won-Il, Jahrgang 1942, ist Repräsentant der koreanischen Nachkriegsliteratur. Er behandelt den Koreakrieg und die daraus folgende und bis heute andauernde Landesteilung. Kim schildert Kleinbürger, die Opfer dieses geschichtlichen Hintergrunds geworden und gefangen von Ideologie sind, an Minderwertigkeitsgefühlen leiden, lakaienhaft das Gesetz befolgen und Anonymität dem sozialen gemeinschaftlichen Leben vorziehen. „Abendrot“ (1987) ist das dritte Buch des Autors, das in Deutschland veröffentlicht wird. „Das Haus am tiefen Hof“ (1988) ist im Jahr 2000 beim Iudicium Verlag und „Wind und Wasser“ (1985) beim Pendragon Verlag (1998) erschienen. Dr. Hyuk-Sook KIM ist promovierte Germanistin und derzeit als Lektorin für Koreanisch an der Goethe Universität in Frankfurt am Main und freiberufliche Literaturübersetzerin tätig. Manfred Selzer hat Germanistik studiert und arbeitet als freier Übersetzer, Lektor und Online-Redakteur.
Dieser Band versammelt in einer Zusammenstellung des Autors vier Erzählungen, die zwischen 1979 und 2003 im Original erschienen sind.
Hintergrund der literarischen Welt von Jeon Sang-Guk sind die traumatischen Erfahrungen der Teilung des Landes und des Koreakrieges, die den Autor und seine Zeitgenossen prägen. Neben dem Erlebnis nackter Gewalt und ideologischer Verblendung auf beiden Seiten bedeutet der Krieg für die meisten Koreaner Entwurzelung als Folge von Flucht und Vertreibung und läßt so ein Bewußtsein der Heimatlosigkeit entstehen, das der Autor zu einer Metapher für das Menschsein schlechthin erweitert.
Ahbes Familie
Eine koreanische Familie läßt ihren geistig behinderter Sohn zurück, als sie sich zur Auswanderung nach Amerika entschließt. Jahre später liest einer seiner jüngeren Brüder in den Tagebüchern seiner Mutter, die nicht nur diese Schuld nicht verwinden konnte, die lange verdrängte Vorgeschichte. Er kehrt als amerikanischer Soldat nach Korea zurück und forscht nach dem Schicksal des Bruders.
Der Idiot Ahbe ist in dieser Geschichte sowohl das Symbol der zerstörerischen Macht des Krieges als auch ein Prüfstein, an dem sich die wahre Menschlichkeit der anderen bewähren muß. Diese Bewährungsprobe gelingt den in sich selbst oder in verkrusteten Traditionen befangenen Menschen dieser Geschichte eigentlich nicht. Nur der Ich-Erzähler erlebt eine Wandlung.
Die Tränen eines Idols
Eine Schulklasse wird zum Spiegel gesellschaftlicher Machtverhältnisse.
Der Anführer der Wiederholerbande, Choi Kipyo, macht in der Schule Schwierigkeiten, die Lehrer hassen ihn, in ihren Augen ist er heimtückisch und brutal wie ein Teufel. Die Schüler haben einerseits Angst vor ihm, andererseits ist er ihr Idol.
Die Ereignisse werden im wesentlichen aus der Perspektive des Schülers Lee Yudae erzählt, der das Geschehen mit wachen Blicken und kritischen Gedanken beobachtet. Yudae schwankt zwischen Bewunderung und Abscheu für die raffinierten Aktionen des Lehrers und des Klassensprechers, auch Kipyo gegenüber schwankt er zwischen echtem Mitleid und Abneigung, zwischen Faszination von dessen Auftreten und Ablehnung seiner Zügellosigkeit.
Unsere Flügel
Der Glaube an schamanistische Praktiken im zunehmend modernen Alltag bedeutet eine Zerreißprobe für eine Familie.
Dargestellt wird der Konflikt zwischen irrationalem Verhalten und Alltagsrealität am Beispiel einer Familie, deren Frauen so fest in konfuzianistischen und vor allem schamanistischen Traditionen verwurzelt sind, daß diese ihre Wirklichkeitswahrnehmung trüben. Aber irrationale Ereignisse greifen auch in die scheinbar rationale Welt der Technik ein, wenn der Vater der Familie beim Autofahren Verkehrsunfälle verursacht, weil er etwas sieht, das es in der Realität gar nicht gegeben hat.
Durch Zauberrituale und schamanistische Zeremonien versucht man, dem vermeintlichen Unheil zu entkommen.
Planarien
Diese Geschichte wurde gleich bei ihrem Erscheinen 2003 mit dem "Sonderpreis des Yisang Literaturpreise" und mit dem "9. Preis für moderne buddhistische Literatur" ausgezeichnet.
Die hermaphroditischen Planarien sind ein Bild für menschheitsgeschichtliche und philosophische Zusammenhänge. Als Zwitter, die sich auch geschlechtlich fortpflanzen können, stehen sie am Anfang der Evolutionsgeschichte und ihrer Auswahl des Tüchtigsten und Anpassungsfähigsten und damit zugleich am Anfang einer als Fortschritt gedachten Entwicklung, wie sie von der westlichen Philosophie vertreten wird. Da sie sich aber auch ungeschlechtlich vermehren können, indem sich aus jedem abgetrennten Teilchen ihres Organismus wieder ein identischer neuer Organismus bilden kann, vertreten sie ebenfalls den ewigen gleichen Kreislauf der Natur, der durch immer neue Wiedergeburten bestimmt wird, wie sie der Buddhismus lehrt. In diesem Kontext greift der Autor auch die moderne Thematik des Klonens, insbesondere des Menschenklonens auf.
Das rätselhafte Verschwinden einer jungen Frau läßt den Ich-Erzähler, einen Biologielehrer, unsicher zurück. Auch sie erscheint ihm wie ein Zwitterwesen. Parallel mit den Zweifeln an ihrem wirklichen Wesen wachsen auch die an seiner eigenen Identität.
Über den Autor
Jeon Sang-Guk wurde am 24. März 1940 in Hongchon (Hongcheon) in der Provinz Kangwon (Gangwon) geboren.
Sein Interesse für Literatur und sein Wunsch zu schreiben wurden früh von seinen Lehrern geweckt. Er wollte daher Koreanistik studieren und ging dazu 1960 an die Kyunghee Universität in Seoul, vor allem weil dort der von ihm verehrte Schriftsteller Hwang Sun-Won (1915-2000) Professor war. Nach dem vierjährigen Studium hat er viele Jahre als Koreanischlehrer an Oberschulen gewirkt, ehe er an einer Universität ein Aufbaustudium absolvierte. Seine Magisterarbeit schrieb er über den Autor Kim Yu-Jeong (1908-1937), der zu den Pionieren der modernen koreanischen Erzählliteratur gehört.
Von 1985 bis zu seiner Emeritierung im Sommer 2005 war Jeon Sang-Guk dann Professor für Koreanistik an der Staatlichen Kangwon-Universität in der Provinzhauptstadt Chunchon, wo er auch weiterhin lebt.
Der Roman erzählt über mehrere Generationen von einer Familie in Buk Gan Do, dem Grenzgebiet zwischen Korea, China und Russland. Dabei entsteht zugleich ein Porträt der wechselvollen koreanischen Geschichte zwischen 1870 und 1945, vom Niedergang der Choson-Dynastie bis zum Ende der japanischen Kolonialherrschaft. Eine literarische Verdichtung individueller Lebensläufe und weltgeschichtlicher Entwicklungslinien. Er enthält autobiografische Elemente aus dem Leben des Schriftstellers An Su Kil und dem seiner Vorfahren.
Seoul, im April 1960. Johnny Kim, seine Geliebte Eve Moon und sein bester Freund aus Kindertagen Yunho Kang sind auf der Flucht vor der berüchtigten Nordwest-Jugend, einer antikommunistischen, paramilitärischen Schlägertruppe im Dienst der Regierung Südkoreas. Diese steht kurz vor dem Zusammenbruch, seit Wochen geht die Bevölkerung gegen den autokratischen Präsidenten Rhee auf die Straße. Gemeinsam wagen Johnny, Eve und Yunho die illegale Überfahrt nach Japan und finden Unterschlupf und Arbeit im koreanischen Viertel Osakas. Doch schon bald werden sie von ihrer Vergangenheit eingeholt: Ein Mädchen ist verschwunden, und der Verdacht fällt auf Johnny …
Spionagegeschichte, politischer und historischer Roman in einem, handelt Die große Heimkehr von Freundschaft, Loyalität und Verrat, vom unmöglichen Leben in einer Diktatur. Das Buch erzählt von den Folgen der Teilung der koreanischen Halbinsel und den Anfängen des heutigen Nordkorea, als die Gewaltherrschaft Kim Il Sungs noch in den Kinderschuhen steckte. Und es stellt sich der Frage: Wem gehört Geschichte? Den Siegern, die Archive verschließen und Dokumente schwärzen? Oder dem Einzelnen, der seine Erfahrungen von Verlust und Verlorenheit an andere weitergibt, Verlierer wie er selbst?
Aus dem Buch
»Meine Freunde waren Obdachlose wie ich, Kinder, Jugendliche, Flüchtlinge aus dem Norden, Flüchtlinge aus dem Süden, Menschen ohne Alter und ohne Namen, die auf der Suche nach ihren Familien beliebig geworden waren, durchsichtig.«
Anna Kim für Literaturpreis des Kulturkreises der deutschen Wirtschaft 2017 nominiert
Anna Kim ist mit ihrem Werk für die Shortlist des Literaturpreises des Kulturkreises der deutschen Wirtschaft 2017 nominiert.
Pressestimmen
»Die österreichische Autorin Anna Kim hat einen raffinierten historischen Roman über den Kalten Krieg in Korea geschrieben ... «
Ijoma Mangold, Zeit Literatur März 2017
»Im fabelhaften Roman Die große Heimkehr erzählt Anna Kim eine leidvolle Geschichte der beiden Koreas, die noch heute Wunden schlägt.«
Tilman Spreckelsen, Frankfurter Allgemeine Zeitung
In einer Kleinstadt im US-Bundesstaat Wisconsin bringt im Juli 1953 die zwanzigjährige Telefonistin Carol Truttman ein Kind zur Welt. Noch in derselben Nacht gibt sie den Jungen zur Adoption frei. Daniel, so sein Name, bleibt in der Obhut eines Sozialdienstes. Bald sehen sich die betreuenden Kinderschwestern mit einem aus ihrer Sicht schwerwiegenden Verdacht konfrontiert: Das Baby scheint, anders als von der Mutter angegeben, nicht »weiß« zu sein, sondern, wie es in der Behördensprache der damaligen Zeit heißt, »indianisch«, »polnisch« oder »negrid« – ein Skandal in einer homogen weißen, den rigorosen Gesetzen der Rassentrennung unterworfenen Gesellschaft. Eine Sozialarbeiterin soll die wahre ethnische Herkunft des Kindes ermitteln. Dazu muss sie allerdings den Vater des Kindes ausfindig machen, dessen Identität die leibliche Mutter nicht preisgeben will …In Anna Kims Geschichte eines Kindes geht es um die so wirkmächtige wie fatale Idee von »Rasse«, die bis heute nicht nur die Gesellschaft prägt, sondern auch den privaten Raum durchdringt, Familien entzweit, Karrieren verhindert, Lebenswege bestimmt. Klug und berührend erzählt dieser Roman, der auf einer wahren Begebenheit beruht, wie wir aufeinander schauen und was wir glauben, im anderen zu sehen.
Nominierungen
Deutscher Buchpreis 2022 (Longlist)
ORF-Bestenliste
Österreichischer Buchpreis 2022 (Shortlist)
Platz 1 der SWR-Bestenliste
Über die Autorin
Anna Kim wurde 1977 in Südkorea geboren, zog 1979 mit ihrer Familie nach Deutschland und schließlich weiter nach Wien, wo die Autorin heute lebt. Im Suhrkamp Verlag erschienen zuletzt die Romane Anatomie einer Nacht (2012) und Die große Heimkehr (2017). Für ihr erzählerisches und essayistisches Werk erhielt sie zahlreiche Stipendien und Preise, darunter den Literaturpreis der Europäischen Union.
Aus dem Koreanischen von Hans-Jürgen ZaborowskiMit einem Nachwort des Übersetzers
Kim Sowol erfuhr eine traditionelle Erziehung, wurde Schüler einer Mittelschule in der Provinz und später einer der angesehensten Oberschulen in Seoul. Dort traf er auf seinen wichtigsten Lehrer, der dann zu einem engen Freund wurde: Anso Kim Ok. Durch ihn lernte er europäische – vor allem französische – Literatur in Übersetzungen kennen und verfaßte unter Anleitung seines Lehrers seine ersten Gedichte, die dank dessen Vermittlung in Zeitschriften veröffentlicht wurden. 1925 erschien in Seoul der einzige zu Lebzeiten des Dichters veröffentlichte Sammelband mit 127 seiner Texte unter dem Titel „Chindallaekkot“ (Azalienblüten), bis in die jüngste Zeit Vorlage für alle Ausgaben, etliche bereichert um Texte aus früheren und späteren Zeitschriftenbeiträgen.
Vom Inhalt und der Sprache her sind die Gedichte eng mit der koreanischen Volksdichtung verbunden, sie sind reich an Lokalkolorit, Natur- und Liebeslyrik sind gleichermaßen vollendet. Mit knappen Worten, ohne überflüssige Elemente werden Gefühle zum Ausdruck gebracht, die traditionelle Haltungen aufnehmen und pflegen. Die meisten seiner Zeitgenossen verarbeiten fremde Ideen und formen sie in koreanischer Sprache aus. Für Kim ist die Konzentration auf koreanische Empfindungen auch eine Reaktion auf den Verlust der koreanischen Eigenständigkeit unter japanischer Fremdherrschaft. Die repressive Atmosphäre im Land verbindet sich mit persönlichen Gründen und läßt das Werk weitgehend pessimistisch erscheinen, geradezu als eine Geste der Verzweiflung.
Zum Autor:
Kim Sowol, geboren 1902, veröffentlichte 1925 seinen ersten und einzigen Gedichtband. 1934 nahm er sich das Leben.
Aus dem Koreanischen von Sebastian BringWeiße Nacht ist ein flirrender Fiebertraum, in dem wir in eine Welt eintauchen, die unter dem Sichtbaren liegt. Eine Welt, in der mehrere Versionen unserer selbst gleichzeitig existieren und die von Schönheit und Güte und Abgründigem bewohnt ist.
Die 28-jährige Ayami ist Assistentin im einzigen Hörtheater von Seoul, nun wird es für immer geschlossen. Ohne eine Vorstellung davon zu haben, wie ihr Leben künftig aussehen soll, streift sie bis spät in die Nacht mit dem Theaterdirektor durch die Straßen der Stadt, sie suchen nach einer gemeinsamen verschollenen Freundin und sprechen über Lyrik, Teilzeitjobs und die Vergeblichkeit von Liebe. Am nächsten Tag verdingt sie sich als Dolmetscherin eines gerade angereisten Krimiautors, sie sprechen über Literatur, Fotografie und die Vergeblichkeit, in den Norden zu reisen. Und während die Sommerhitze Seoul in einen Tempel betäubender Mattigkeit verwandelt, hält allmählich die Vergangenheit Einzug und lässt die Grenzen zwischen Wirklichkeit und Traum zerfließen.
Über die AutorinBae Suah, geboren 1965 in Seoul, studierte Chemie und schrieb versehentlich ihre erste Kurzgeschichte, als sie das 10-Fingersystem am Computer lernte. Heute gilt sie als die originellste Stimme der koreanischen Gegenwartsliteratur. Sie hat u.a. Kafka, W.G. Sebald und Christian Kracht ins Koreanische übersetzt und hat zahlreiche Romane und Erzählungsbände veröffentlicht. Weiße Nacht ist ihr erster Roman auf Deutsch. Bae Suah lebt in Seoul und Berlin.Über den ÜbersetzerSebastian Bring hat Koreanisch, Japanisch und Übersetzungswissenschaft studiert und u.a. Werke von Ae-ran Kim, Sun-won Hwang und Hye-kyung Lee übersetzt.
Pressetimmen
»Der Roman gilt als ein Meisterwerk des Surrealismus. Es ist eine beklemmende Geschichte, die einen aber durch eine eigentümlich rauschhafte Sprache sofort in den Bann zieht.«Hoo Nam Seelmann, Neue Zürcher Zeitung»Es ist diese eigenartige, leicht morbide, grau-violett anmutende Stimmung, die den Roman prägt und auszeichnet. ... Die Atmosphäreimponiert, die Szenen, das Setting.«Martin Oehlen, Frankfurter Rundschau»Das ist spannende experimentelle Literatur, die Lesende intelligent herausfordert und dabei mitreißend erzählt.«Meike Stein, SR Literatur
Aus dem Koreanischen übersetzt von Sun-Hi Kim und Edeltrud Kim
Anlässlich des Gastlandauftritts Koreas auf der Frankfurter Buchmesse 2005 wird mit SHIN Kyongnim einer der bedeutendsten zeitgenössischen Lyriker Koreas dem deutschsprachigen Publikum vorgestellt. Shin gilt als Dichter der bäuerlichen Welt. Doch in seinen Gedichten geht es weder um ländliche Idyllen noch nostalgische Träume, sondern um die materiellen und seelischen Probleme armer Bauern vor dem Hintergrund des rasanten gesellschaftlichen Wandels Koreas von einem Agrarland zu einem Industriestaat. Shins Zugriff auf die bäuerliche Welt ist ein realistischer. Präzise verbindet er Knappheit des Ausdrucks mit vielschichtiger Bildhaftigkeit. Realismus und soziales Engagement sind verwoben mit lyrischer Intensität. Dabei greift Shin - insbesondere in seiner späteren Lyrik - auch auf Inhalte und Formen der traditionellen koreanischen Volksdichtung und auf die Erzählungen und Lieder der Schamanen zurück. Narrative Elemente und die Musikalität der Sprache führen zu einer unmittelbar wirkenden poetischen Ausdrucksweise. So sozial engagiert Shins Dichtung auch ist, entzieht sie sich doch engen politisch-propagandistischen Festlegungen. Gerade das hat in Korea starke Diskussionen über die gesellschaftliche Funktion der Literatur und der Schriftsteller ausgelöst.
Übersetzt von Ki-Hyang Lee
Ki-Hyang Lee wurde für Ihre Übersetzung mit dem Preis der Leipziger Buchmesse 2024 ausgezeichnet.
»Wir tun immer so, als wäre alles vollkommen normal. Aber das Leben ist nicht normal.« Bora Chung
»Cooler, genial-verrückter K-Horror!« Ed Park
»Bora Chung thematisiert die Zumutungen des modernen, hochdrehenden Alltags und steigert sie ins Groteske, Monströse, Absurde.« SWR Kultur
»Diese zehn Geschichten sprengen unsere Vorstellungskraft: Sie sind atemberaubend, wild und verrückt, eine verblüffender als die andere.« Publishers Weekly
Das Buch Bora Chungs »Der Fluch des Hasen« entzieht sich jeder literarischen Schublade und verwischt auf einfallsreiche Weise die Grenzen zwischen den Genres, ob magischer Realismus, literarischer Horror, Phantastik oder Speculative Fiction.
Es ist der faszinierende Auftritt eines Stars der koreanischen Literatur: fesselnde, unheimliche, hochintelligente Fabeln, die uns mit skurrilem Humor und (manchmal wortwörtlichem) Biss die sehr realen Schrecken und Grausamkeiten unserer modernen Gesellschaften vor Augen führen.
»Schnallen Sie sich an, denn wenn diese scharfsinnigen Geschichten ihre verheerende Fahrt nehmen, gibt es kein Zurück mehr.« Chicago Review of Books
Seit 1958 lebt Yohng-Sang Kim in Europa. Zunächst nur zum Studium nach Deutschland gekommen, kehrte er auch deshalb nicht in seine Heimat zurück, weil seine Eltern und Brüder nach der neuen Grenzziehung 1953 für ihn unerreichbar in Nordkorea lebten.
In diesem ersten Band seiner Erinnerungen erzählt er bewegend von seiner Kindheit unter der japanischen Besatzung, der Schulzeit und den politischen Umbrüchen zwischen den Kriegen, aber auch vom Koreakrieg, den er nicht zuletzt dank seiner Hilfsdienste für die Amerikaner überlebte.
Und Yohng-Sang Kim läßt die Nachkriegszeit wieder lebendig werden, die Menschen und ihre Schicksale, den Neubeginn in einem zerstörten Land und seine eigenen Bemühungen, in einer sich verändernden Gesellschaft getrennt von seiner Familie seinen Platz zu finden.
Er schafft es, an der Seoul National Universität Schiffs- und Maschinenbau zu studieren, doch muß er viele Hürden überwinden, bis er schließlich sein großes Ziel erreicht: ein weiterführendes Studium im Ausland.
Weitere Bände dieser faszinierenden autobiographischen Aufzeichnungen werden sich mit seinen Erfahrungen in Europa beschäftigen, aber auch mit seinen Bemühungen, Kontakt zu seinen Verwandten herzustellen.
Erst etwa 40 Jahre nach seiner Abreise gelang es Yohng-Sang Kim, seine auch heute noch in Nordkorea lebenden Brüder zu besuchen und genaueres von einer Biographie zu erfahren, die auch die seine hätte werden können.
Das Buch von Yohng-Sang Kim erscheint gut 60 Jahre nach einem anderen Buch, das jahrzehntelang hierzulande den einzigen literarischen Bezug zu Korea darstellte: den Erinnerungen von Mirok LI »Der Yalu fließt«. Mirok Li (1899-1950) verließ mit 20 Jahren nach der japanischen Okupation seine Heimat, studierte in Deutschland und wurde hier promoviert. Seine Erinnerungen an ein ländliches Korea Anfang des 20. Jahrhunderts verfaßte er ebenfalls auf Deutsch, sie erschienen erstmals 1946, wurden immer wieder neu aufgelegt und sind heute noch lieferbar.
In mancher Hinsicht könnte man das Buch von Yohng-Sang Kim fast als eine moderne »Fortsetzung« dieses Buches ansehen. Die persönliche Situation der beiden Autoren ist durchaus vergleichbar, aber Kim hat einen notwendig veränderten Blick auf ein eher städtisches Korea 40 bis 50 Jahre später, ohne Sentimentalität und im Bewußtsein der radikalen Kriegswunden und Veränderungen.
Aus dem Koreanischen und mit einem Nachwort von Yunhui Baek
Der koreanische Romancier, Essayist, Literaturkritiker und Dramatiker CHAE MANSHIK wurde am 17. Juni 1902 im damaligen Okgu, heute: Gunsan, Jeollabuk-do (Südkorea), als fünfter Sohn wohlhabender Bauern geboren und starb am 11. Juni 1950 in Seoul an Tuberkulose, weniger als eine Woche vor seinem Geburtstag, noch keine ganzen 48 Jahre alt. Den Roman „Ein Frühlingstag im Paradies“ (Taepyong-Chonha) schrieb er im Jahr 1938. Der Autor beschreibt darin detailreich, sarkastisch und pointiert-ironisch zwei Herbsttage desselben Jahres aus dem Leben einer reichen koreanischen Großfamilie, deren Oberhaupt der 72-jährige Geizkragen Yoon Ikon ist. Sein von ihm selbst nur oberflächlich reflektiertes Leben steht im Mittelpunkt des Romangeschehens. Zwar stammt er ursprünglich aus einer armen Familie, aber als Erbe seines plötzlich zu Wohlstand gekommenen und später ermordeten Vaters unternimmt er alle möglichen Dinge, um sich selbst und seine Familie so zu positionieren, wie es seinen Wünschen entspricht, nämlich als sozial angesehene Adelsfamilie mit historischer Legitimation. Indes ist das Paradies – der Originaltitel „Taepyong-Chonha“ bedeutet so viel wie „Frieden unter dem Himmel“ –, in dem sich der Alte Yoon zu leben wähnt, nur eine Schimäre, denn die Familie steuert auf den materiellen Ruin ebenso unentrinnbar zu, wie moralische Werte generell verfallen. Während der Alte Yoon krampfhaft versucht, seinen Besitz zu wahren und zu vergrößern, indem er Wuchergeschäfte betreibt und pfennigfuchserisch Einsparungen jeglicher Art vornimmt, verprassen die männlichen Nachkommen rücksichtslos den Familienbesitz, um sich ihrem dekadenten und ausschließlich auf Vergnügen ausgerichteten Leben hinzugeben, wohingegen sich die meisten Frauen der Großfamilie lediglich an einen bescheidenen Lebensstil zu halten haben. Obwohl der Erzählrahmen des Romans wegen der damaligen Zensur keine direkte politische Kritik zulässt, gibt uns das Werk in einer ungewohnt offenen Art einen einzigartigen Einblick in die koreanische Gesellschaft während der letzten Choson-Epoche, in der Korea 36 lange Jahre von Japan besetzt worden war. Chae Manshik heiratete im Jahr 1920 und studierte ab 1922 Englische Literatur an der renommierten Waseda-Universität in Tokyo, wo er auch als Fußballer aktiv war. Er unterbrach sein Studium aber im Herbst 1923 wegen des großen Erdbebens in der japanischen Kantō-Ebene auf der japanischen Hauptinsel Honshū, das die Hafenstadt Yokohama und weite Bereiche des benachbarten Tokyo zerstörte, und kehrte in seine koreanische Heimat zurück. 1924 wurde sein erster Sohn geboren. Gleichzeitig veröffentlichte er als literarisches Debüt die Kurzgeschichte „Auf drei Pfaden“. Anschließend war er als Berichterstatter für einige Tageszeitungen tätig, darunter „Dong-a Ilbo“ und „Chosun Ilbo“. Ab 1936 widmete er sich nach seinem Umzug nach Kaesong ganz dem Schreiben. 1938 wurde er von den japanischen Besatzern vorübergehend inhaftiert und unter Auflagen wieder freigelassen. Chae Manshik wurde Vater von insgesamt vier Söhnen, von denen der dritte als Dreijähriger 1945 starb, und einer Tochter, nach deren Geburt 1947 seine Ehefrau starb. Die eigene Erkrankung an Lungentuberkulose zwang ihn in seinen allerletzten Lebensjahren, das Haus der Familie zu verkaufen, um alle Arztkosten, auch für den ältesten Sohn, der an Paratyphus litt, bezahlen zu können. Unter seinen rund 200 Werken, die er in einem Vierteljahrhundert obsessiv zu Papier brachte, sind „Gebrauchsfertiges Leben“ (1934), „Trüber Strom“ (1938) und „Mein idiotischer Onkel“ (1938) diejenigen, die ihn schließlich als Schriftsteller berühmt gemacht haben und für die zu wünschen ist, dass sie in der Zukunft auch im deutschsprachigen Raum vorgestellt werden. Übersetzungen seiner erzählerischen Werke liegen auf Chinesisch, Englisch, Französisch und Japanisch vor. Mit dieser ersten deutschen Übersetzung eines literarischen Werkes von Chae Manshik ist die Hoffnung verbunden, den deutschsprachigen Leser an der tragikomischen Welt des Alten Yoon teilhaben zu lassen und ihn auf die fremde koreanische Kultur aus der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts neugierig zu machen. Yunhui Baek In der neuen Reihe Koreanische Literatur in der Edition Delta liegen derzeit neben der Kurzgeschichtensammlung Kamelien von Kim Yujong, übersetzt und mit einem Nachwort von Yunhui Baek, der Werkauswahl Augen aus Tau von Mah Chonggi, übertragen und mit einem Nachwort von Gwi-Bun Schibel-Yang und Wolfgang Schibel, dem Roman Mondestrunken von Jung Young Moon, übersetzt von Philipp Haas und Lee Byong-hun, sowie der Werkauswahl Morgendämmerung von Shin Dal Ja mit Gedichten aus den Jahren 1989-2007, ausgewählt, übersetzt und mit einem Nachwort von Sophia Tjonghi Seo, die folgenden Bücher vor: die Erzählungssammlung UNKRAUT und andere Prosa von Hwang Sok-Yong, übersetzt von Kang Seung-Hee, Oh Dong-Sik, Torsten Zaiak und Martin Tutsch, die Werkauswahl Als der Hahn im Dorf am Fluß krähte, hing der Mond noch im Dachgesims von Toegye (Lee Hwang oder Yi Hwang) mit Gedichten aus den Jahren 1515-1570, deutsche Fassungen von Tobias und Juana Burghardt auf der Grundlage der Vorarbeit von Doo-Hwan und Regine Choi und mit einem Nachwort von Tobias Burghardt, der Gedichtband Unter Pfirsichblüten eingeschlafen der jungen koreanischen Lyrikerin Kim Sun-Woo, komplett zweisprachig (koreanisch-deutsch), übersetzt von Kang Seung-Hee und Kai Rohs, der Roman Schwertgesang von Kim Hoon, übersetzt von Heidi Kang und Ahn Sohyun, sowie die Werkauswahl Himmmelsnetz von Park Hijin mit Gedichten aus den Jahren 1960-2003, teilweise zweisprachig (koreanisch-deutsch), übersetzt und mit einem Nachwort von Doo-Hwan und Regine Choi. Demnächst folgen weitere koreanische Werke.
Aus dem Koreanischen von Matthias Augustin und Kyunghee Park
»Der Wal« ist ein wüstes Märchen in drastischen Bildern, mit einem Aufgebot an absonderlichen Protagonisten - von denen manche Tod Brownings Filmklassiker »Freaks« entsprungen sein könnten - voller bizarrem Humor und einer geschickt durch immer wieder neue Wendungen aufgebauten Spannung, die den Leser bis zur letzten Seite gefangen hält. Die koreanische Kritik rühmte den frischen, eigenständigen Erzählstil, in dem sich Elemente des magischen Realismus genauso finden lassen wie Motive aus altkoreanischen Mythen oder Anleihen an Martial Arts-Filme und allerlei Arten von Genreliteratur.»Der Wal« erzählt die abenteuerliche Geschichte zweier Frauen: die von Kūmbok, einem ehrgeizigen Mädchen vom Land, das zur erfolgreichen Unternehmerin, Fabrikbesitzerin und Kinobetreiberin avanciert und mit seinem mysteriösen Duft die Männer um ihren Verstand (und manche von ihnen um ihr Leben) bringt; und die von Kūmboks stummer, trotz ihrer furchteinflößenden Gestalt sanftmütigen Tochter Ch'unhūi, die ungewollt Schuld wird an einem verheerenden Brand, der den Untergang einer ganzen Stadt nach sich zieht, dafür jahrelang im Gefängnis sitzt und schließlich an den Ort ihrer Kindheit, eine in der Zwischenzeit verfallene Ziegelfabrik, zurückkehrt.
Pressestimmen
»Mit Ironie und Tiefe schildert Cheon zwischen Ruin und Ruinen den machiavellistischen Lauf der Welt. Er ist ein begnadeter Geschichtenerzähler.«FAZ, Steffen Gnam
»Ein epochales Meisterwerk, das die Gesetze und Grenzen des Romans verlacht.«Begründung der Jury zum 10. Munhakdongne Literature Award
Shortlist des International Booker PrizeEine verfallene
Ziegelfabrik. Eine Frau vom Lande, deren Duft die Männer verrückt macht.
Ihre unförmige, aber sanftmütige Tochter, die unschuldig ins Gefängnis
kommt. Dazu: sprechende Elefanten, gehorsame Bienen, Racheritter und
sonstige Hünen. »Der Wal« ist ein wüstes Märchen mit einem
Aufgebot an absonderlichen Protagonisten, voller bizarrem Humor und
einer geschickt durch immer wieder neue Wendungen aufgebauten Spannung,
die den Leser bis zur letzten Seite gefangen hält. In Myeong-kwans
eigenständigen Erzählstil finden sich Elemente des magischen Realismus
genauso wieder wie Motive aus altkoreanischen Mythen oder Anleihen an
allerlei Arten von Genreliteratur. Über den Autor:
Cheon Myeong-kwan wurde 1964 im südkoreanischen Yongin geboren. Nach
Schulabschluss und Militärdienst arbeitete er als Verkäufer von
Sportartikeln und als Versicherungsvertreter, bevor er sich einige Jahre
lang erfolglos im Filmgeschäft versuchte. Als Romancier hatte er mehr
Erfolg: »Der Wal« wurde von der Kritik als der »spannendste Roman Koreas
seit der Jahrtausendwende« gerühmt.
Aus dem Koreanischen von Matthias Augustin und Kyunghee Park
Die Nullerjahre in einer heruntergekommenen Wohnsiedlung in einem Vorort
von Seoul: Ich-Erzähler Inmo ist ein erfolgloser Filmregisseur; von
seiner Frau verlassen, alkoholabhängig und verschuldet, kriecht er bei
seiner Mutter unter. Dort haust bereits sein Bruder Hanmo, ein
verfetteter Ex-Gangster auf Freigang, der den Spitznamen Hammer trägt.
Dazu gesellt sich die Schwester der beiden, Miyŏn, die ihre beiden Ehen
und ihr florierendes Café durch ihr notorisches Fremdgehen ruiniert hat.
Die Mutter der drei, eine wortkarge Witwe Mitte siebzig, die mit dem
Tür-zu-Tür-Verkauf von Kosmetik Geld verdient, hat ihre eigene Methode
zur Streitschlichtung: Sie setzt ihren Kindern Unmengen von Essen vor.Sowohl
die Mitglieder der dysfunktionalen Bumerangfamilie als auch die
Nebenfiguren des Romans bekommen gehörig ihr Fett weg, wobei es wie
schon in Der Wal wieder einmal die Frauen sind, die sich am Ende als die
Lebenstüchtigeren erweisen.Pressestimmen»Cheon Myeong-kwan porträtiert
entmenschlichte Charaktere, deren Verhalten fiktionalen Werken
nachempfunden ist. Reservoir Dogs von Tarantino, Jules et Jim von
Truffaut, Der Mann der Frisöse von Patrice Leconte, und insbesondere
Hemingway, dessen Werke der Ich-Erzähler im Altpapier findet.«Sophie Joubert, in der Tageszeitung L’HumanitéÜber den Autor
Cheon Myeong-kwan 1964 in Yongin geboren, heute Teil der Metropolregion
Seoul. Nach Schulabschluss und Militärdienst arbeitete er als Verkäufer
von Sportartikeln und als Versicherungsvertreter, bevor er sich einige
Jahre lang im Filmgeschäft unter anderem als Drehbuchautor versuchte.
Dann wandte er sich dem Schreiben zu und erntete mit dem Roman "Der Wal"
(2004) auch international große Beachtung (Shortlist International
Booker Prize 2023). Sein erneuter Abstecher in die Filmwelt zeitigte
ebenfalls Erfolg: Der Thriller "Heißes Blut", bei dem Cheon die Regie
übernahm, erschien 2021 in den Kinos. "Die Bumerangfamilie" ist sein
zweiter Roman.
Aus dem Koreanischen von Jan Henrik Dirks
Das einstige Spitzenrennpferd Today, das, gnadenlos zu Höchstleistungen getrieben, wegen seiner kaputten Gelenke eingeschläfert werden soll; Koli, der zerborstene Roboter-Jockey, der durch eine Chip-Verwechslung menschliche Gefühle besitzt, die er eigentlich nicht haben dürfte, Eunhye, die an den Rollstuhl gefesselt ist, da ihre Mutter das Geld für die Transplantation künstlicher Beine nicht aufbringen kann, Yeonjae, die vor einer ungewissen Zukunft steht, und Bogyeong, die unendlich um ihren verlorenen Gefährten trauert ... Dieser zauberhafte Roman gibt seinen Figuren, die in einer sich immer rasanter drehenden kapitalistischen Welt abgehängt zu werden drohen, eine Stimme. So ist Tausend Arten von Blau eine Geschichte über Hoffnung, Trost und die wahre Bedeutung von Glück.
Aus dem Koreanischen von Kang Seung-Hee Geschichten von Außenseitern und davon, wie Unbekanntes und Unheimliches in den Alltag einbricht. Die Erzählungen spielen im modernen Südkorea, in Städten und auf dem Land. Jede Erzählung birgt ungeahnte Überraschungen und liest sich wie ein Roman. „Die Geschichten handeln von Frauen im modernen Südkorea, die ihrem Schicksal trotzen ... Emotional sehr aufwühlend und spannend geschrieben.“ (Jeannette Brendtner, ekz)Zu einzelnen Erzählungen:Die glatten Oberschenkel des Jungen J.: Ein Fotograf steckt fest in seinem Leben mit einer erstickend ehrgeizigen Frau. Eines Tages prügelt er sich aus banalem Anlass mit einem Achtzehnjährigen. Aus einer Laune heraus stellt er den Jungen später als Assistenten ein. Sein Leben füllt sich mit Leichtigkeit, Heiterkeit, unerklärbaren Gefühlen. Dann kehrt seine Frau zurück ...Ihre Art des Weinens: Die Protagonistin dieser Erzählung war ein Kleinkind, als ihr neugeborener Bruder starb. Das Baby lebt in ihr weiter. Als sie erwachsen ist, erzählt sie einer Geliebten die Geschichte, wie in der Familie alle weinten, jede und jeder auf eigene Weise – und wann ihre Mutter mit dem Weinen aufgehört hat.Ich bringe dich dorthin: Er hält die falschen Anschuldigungen nicht mehr aus und fährt nachts im Nebel an den Sumpf, um einzusinken und zu sterben. Er wird gerettet, gerät in ein idyllisches Dorf am Rand des Sumpfes, in dem Frauen nach Schnecken und anderem Essbaren tauchen – oder war alles nur ein Traum?Was ich schrieb. 1. Ich und Lolita: Eine Literaturprofessorin wird von einer Studentin aufs Glatteis geführt, und dann entspinnt sich zwischen beiden ein Roman, ein Liebesroman ... der Serie von 3 Erzählungen ließe sich als Buch im Buch lesen, oder so, als würden die Figuren die Autorin in ihre Welt mitnehmen.Über die AutorinCheon Woon-young gilt als Vertreterin einer neuen feministischen Literatur aus Korea, in der Frauen nicht mehr „sich selbst“ finden müssen, sondern von vornherein eigenwillige, starke Gestalten sind. Sie publizierte Erzählungen und Romane. Virtuos bespielt sie den Zwischenraum zwischen Wirklichkeit und Fiktion.
Aus dem Koreanischen von Kim Kyung-Hee und Bettina Opitz-Chen. Herausgegeben und Umschlaggestaltung von Juana Burghardt
Die vorliegende Auswahl »새벽에 생각하다 – In der Morgendämmerung denken«
der renommierten koreanischen Lyrikerin Cheon Yang-Hee geht rückwärts
durch ihr gesamtes Werkschaffen, von ihren jüngsten Gedichtbänden bis
hin zu ihren poetischen Anfängen.Die Autorin:Cheon
Yang-Hee wurde am 21. Januar 1942 in Busan als jüngstes von sieben
Kindern geboren. Ihr Vater las gerne Gedichte und ging zu
Pansori-Aufführungen. In ihrer Kindheit und Schulzeit begann sie,
Gedichte zu schreiben und zu rezitieren. Sie studierte Koreanische
Literatur an der Ewha-Frauen-Universität in Seoul und debütierte während
ihres Studiums 1965 in der Literaturzeitschrift »Hyundae Munhak« mit
drei Gedichten. Im Jahr 1969 heiratete sie den Dichter Chung Hyeon-Jong.
Das Künstlerehepaar bekam einen Sohn und trennte sich 1973. Nach ihrer
langen Schreibpause ab 1969, auch bedingt durch schwere Krankheiten,
veröffentlichte sie dann ab 1983 acht Lyrikbände und wurde mit sieben
renommierten koreanischen Literaturpreisen ausgezeichnet.Die Übersetzerinnen:Kim
Kyung-Hee wurde 1946 geboren, studierte Theologie an der
Ewha-Frauen-Universität in Seoul und an der Philipps-Universität in
Marburg. Nach der Promotion 1981 an der Universität Marburg im Fach
Neues Testament lehrte sie ab 1982 Neues Testament an der
Mokwon-Universität in Daejeon, Korea, bis zu ihrer Emeritierung 2011.
Heute ist sie Ehrenprofessorin an der Mokwon-Universität. Sie hat bisher
sieben zweisprachige Lyrikbände von Hwang Tong-Gyu ins Deutsche
übersetzt, zwei davon in der Edition Delta, sowie einen Lyriktitel von
Kim Huran, Im Schatten der Stille (2018; kor. 2017). Seit 2015 lebt sie
in Seoul.Bettina Opitz-Chen wurde 1949 geboren, studierte
Evangelische Theologie und Japanologie an der Philipps-Universität
Marburg. Nach der Promotion in Systematischer Theologie 1980 führte sie
ihr beruflicher Weg als Associate Professor an das Tainan Theological
College and Seminary (TTCS) nach Taiwan, als Referentin und Leiterin der
Öffentlichkeitsarbeit in das Evangelische Missionswerk (EMW) nach
Hamburg und in das Pfarramt, zuletzt an der Stadtkirche St. Johannis in
Mainz. Nach ihrer Pensionierung 2014 kehrte sie als Visiting Scholar an
das TTCS und die Chan-Jung Christian University in Tainan zurück. Seit
2016 lebt sie in Berlin.
Aus dem Koreanischen übersetzt von Hyuk-Sook Kim und Manfred Selzer
Klappentext
Androkind erschafft für den Preis eines Mittelklasse-Wagens exklusiv für Sie ein Wesen, das identisch mit einem Menschen ist.Slogan der Firma AndrokindDie Firma Androkind produziert Androiden mit der geklonten Persönlichkeit ihres Käufers. Die Roboter verfügen über eine ausgereifte KI, denn sie sollen ihren Begleitern dienen, ihnen zuhören und die Einsamkeit vertreiben.Der Sprachwissenschaftler Han Shiro, Mitte 30, fasziniert von der Idee eines Androiden nach seinem Ebenbild, bestellt sich diesen trotz der Skepsis seiner Freundin Mina. Doch irgendwann werden ihm die Antworten des Roboters mit dem Spitznamen Ao zu langweilig – er will mehr Tiefe und Emotion in den gemeinsamen Gesprächen. Er lässt daher illegal einen Bewusstseinsgenerator installieren: Nun ist der Android nicht nur äußerlich, sondern auch innerlich seinem Besitzer immer ähnlicher – gar menschlicher. Während einer leidenschaftlichen Nacht mit Mina wird Shiro von Ao brutal ermordet. War es Eifersucht? Wut? Der Android soll umgehend entsorgt werden, doch er flüchtet und die rechtsphilosophische Frage, ob ein Android Anspruch auf dieselben Rechte hat wie ein Mensch, soll nun von einem KI Richter geklärt werden.
Beschreibung
„Human Court“ ist ein philosophischer Science-Fiction-Roman, über den der Autor schon lange nachgedacht hat. Es befasst sich mit den komplexen Beziehungen zwischen Menschen, Androiden und Tieren im 22. Jahrhundert. Der Roman geht weiter auf das Konzept der Überholung der Menschheit durch Androiden und die daraus resultierende Qual ein, mit der die Menschen konfrontiert sind, was auch in der heutigen Zeit ein relevantes Thema ist. Die Geschichte untersucht das Verhalten des KI-Roboters „Ao“, angetrieben von dem Motiv des Mordes, das seit Dostojewskis „Sünde und Strafe“ thematisiert wird. Der Roman verbindet auf fließende Weise die intensiven Fragen rund um „Android und menschliches Leben“ mit den tief verwurzelten Sorgen des Autors über Tierrechte und die Tierbefreiungsbewegung, die an den Film „Blade Runner“ erinnern. Der Roman schildert das Schicksal eines menschlich aussehenden Roboters, der seinen Besitzer ermordet hat und nun entsorgt werden soll. Es wirft zum Nachdenken anregende Fragen auf wie „Was ist menschlich“, „Was ist Bewusstsein“ und „Was ist Leben?“ Die Geschichte ist das erste einer Reihe von Büchern, die in den Vereinigten Staaten veröffentlicht werden und die unendlichen Möglichkeiten von Geschichten über künstliche Intelligenz erkunden. Der geschickte Schreibstil des Autors und die nahtlose Verbindung philosophischer Konzepte mit Science-Fiction machen „Human Court“ zu einer Pflichtlektüre für jeden, der sich für die Schnittstelle zwischen Technologie, Ethik und Menschlichkeit interessiert.
Über den Autor
Der Schriftsteller Cho Kwang-Hee ist Anwalt, Schriftsteller, Romanautor und Drehbuchautor für Musicals undDramen. Er lebt in Südkorea. „Als Kind war ich bereits zutiefst verletzt, als ich sah, wie Menschen Tiere misshandelten oder schlachteten. Ich konnte die Vorstellung nicht wahrhaben, einem anderen Wesen so schreckliches Leid zuzufügen. Dieser Roman handelt von Androiden, Mord, Gerichtsverhandlungen und Verfassungsrechten. Der eigentliche Hintergrund der Geschichte bezieht sich jedoch auf Tierwürde und -rechte. Science-Fiction war für mich das passende Genre, um absoluten Freiraum zuzulassen, um meine Gedanken frei auszudrücken und zu experimentieren. Ich hoffe, dass die Geschichte von „Human Court“ die Leserinnen und Leser positiv in ihrem Leben berührt und dabei hilft, diese Frage mit neuen Gesichtspunkten zu sehen.
Der Weltbestseller aus Korea.
Cho Nam-Joo hat mit ihrem Roman einen internationalen Bestseller geschrieben. Ihre minimalistische und doch messerscharfe Prosa hat nicht nur viele Leserinnen weltweit begeistert, sondern auch Massenproteste in Korea ausgelöst. In einer kleinen Wohnung am Rande der Metropole Seoul lebt Kim Jiyoung. Die Mitdreißigerin hat erst kürzlich ihren Job aufgegeben, um sich um ihr Baby zu kümmern – wie es von koreanischen Frauen erwartet wird. Doch schon bald zeigt sie seltsame Symptome: Jiyoungs Persönlichkeit scheint sich aufzuspalten, denn die schlüpft in die Rollen ihr bekannter Frauen. Als die Psychose sich verschlimmert, schickt sie ihr unglücklicher Ehemann zu einem Psychiater. Nüchtern erzählt eben dieser Psychiater Jiyoungs Leben nach, ein Leben bestimmt von Frustration und Unterwerfung. Ihr Verhalten wird stets von den männlichen Figuren um sie herum überwacht – von Grundschullehrern, die strenge Uniformen für Mädchen durchsetzen; von Arbeitskollegen, die eine versteckte Kamera in der Damentoilette installieren und die Fotos ins Internet stellen. In den Augen ihres Vaters ist es Jiyoung’s Schuld, dass Männer sie spät in der Nacht belästigen; in den Augen ihres Mannes ist es Jiyoung’s Pflicht, ihre Karriere aufzugeben, um sich um ihn und ihr Kind zu kümmern. »Kim Jiyoung, geboren 1982« zeigt das schmerzhaft gewöhnliche Leben einer Frau in Korea und gleichzeitig deckt es eine Alltagsmisogynie auf, die jeder Frau – egal, wo auf der Welt – nur allzu bekannt vorkommt.
Über die Autorin
Cho Nam-Joo war neun Jahre lang als Drehbuchautorin fürs Fernsehen tätig. Ihr Roman »Kim Jiyoung, geboren 1982« hat sich weltweit über zwei Millionen Mal verkauft und wurde bereits erfolgreich verfilmt. Sie lebt in Korea.
Pressestimmen
»Cho Nam-Joos knallharte, aber subtil formulierte Abhandlung eines durchschnittlichen Frauenlebens, dessen leise Enttäuschungen wie Gift wirken, war in Korea eine Sensation. Und auch wir können daraus lernen.« Meike Schnitzler, Brigitte, 20. Januar 2021
Die koreanische Bestsellerautorin Cho Nam-Joo widmet sich in diesem Entwicklungsroman einem Frauenleben, das geprägt ist von Armut und der immensen Scham, mit Mitte 30 noch unverheiratet zu sein.
Manis Familie lebt in einem der ärmsten Stadtteile von Seoul. Ihr Vater arbeitet in einem Imbiss und ihre Mutter ist erwerbslos. Als kleines Mädchen träumte Mani davon, rhythmische Sportgymnastin zu werden, inspiriert durch Fernsehbilder der Olympischen Spiele 1988 in Seoul. Als Kind fängt sie mit dem Turnen an, muss aber schnell einsehen, dass sie im Vergleich zu anderen kein Talent hat. Sie wird ein einfaches, unerfülltes Leben führen, auch geprägt von der Demütigung, mit Mitte dreißig noch keine eigene Familie zu haben.
Die Nachricht von der Stadtteilsanierung lässt die Immobilienpreise in die Höhe schießen, gleichzeitig erfährt Manis Familie zufällig, dass die Sanierung abgeblasen werden solle. Als ein Fremder ihr Haus kaufen will, ist die Familie uneins darüber, ob sie diesem gutmütigen Mann die Wahrheit sagen oder ihn täuschen soll. Ihr ganzes Leben lang haben sie sich an das Prinzip der Ehrlichkeit gehalten. Welche Entscheidung werden sie treffen, wenn sie vor dem größten Dilemma ihres Lebens stehen?
Nach ihrem feministischen Weltbestseller »Kim Jiyoung, geboren 1982« widmet sich die koreanische Autorin Cho Nam-Joo weiterhin dem Schicksal von Frauen in ihrem Land, die unter den patriarchalen Strukturen leiden. Acht Frauenleben werden beleuchtet und wieder gelingt es der Autorin, dass sich Frauen weltweit angesprochen fühlen.
»Miss Kim weiß Bescheid« versammelt die Leben von acht koreanischen Frauen im Alter von 10 und 80 Jahren. Jede einzelne dieser stellvertretenden Frauenbiografien wird vor einem aktuellen gesellschaftlichen Thema in Korea verhandelt: das heimliche Filmen von Frauen in der Öffentlichkeit, Hatespeech und Cybermobbing auf Social-Media-Plattformen, häusliche Gewalt, Gaslighting, weibliche Identität im Alter und die Ungleichbehandlung am Arbeitsplatz. Auch sich selbst, die plötzlich weltbekannte Autorin, nimmt sie ins Visier. Ihr Erfolg ermöglicht ihr einerseits, ihr Leben als Schriftstellerin komfortabel zu führen, andererseits lässt sie der Hass, der ihr vor allem im Netz begegnet, nicht kalt. Cho Nam-Joos meisterhaftes Können besteht in der glasklaren Sprache, in der sie ihre Prosa verfasst und gleichzeitig in dem genauen Blick auf die Ungerechtigkeiten Koreas, den sie mit nichts verschleiert, sondern im Gegenteil messerscharf zu Papier bringt. Wie schon bei »Kim Jiyoung, geboren 1982« sind auch die Schicksale dieser acht Frauen nicht annähernd so weit von uns weg, wie wir meinen und hoffen.
Mit neugierigem Blick fängt der zwölfjährige Erzähler Kil-nam das Leben der fünf Flüchtlingsfamilien im »Haus am tiefen Hof« ein. Nach dem Ende des Koreakrieges suchen sie in der südkoreanischen Großstadt Taegu Fuß zu fassen, gequält von Hunger und Krankheit, von Angst und schrecklichen Erinnerungen, doch aufrechterhalten von dem zähen Willen, sich zu behaupten. Kim Won-il mischt das Pathos des Mitleids mit ironischer Distanz, er zeigt Verständnis und Respekt, stellt aber auch bloß. Der 1988, gegen Ende der Militärherrschaft in Südkorea, erschienene Roman leistet einen wichtigen Beitrag zu einer Vergangenheitsbewältigung, bei der nicht die politischen und militärischen Kämpfe im Vordergrund stehen, sondern die lange nachwirkenden Verletzungen, die sie in den Seelen der Menschen angerichtet haben. Über den Autor:
Kim Wonil wurde 1942 geboren und studierte in Taegu Literatur. Er gehört zu den repräsentivsten und produktivsten koreanischen Erzählern der Nachkriegszeit. Eines der zentralen Themen bei Kim Wonil ist die nationale Teilung. Sein Vater war vor Ausbruch des Koreakrieges (1950-1953) kommunistischer Aktivist und ging während des Krieges in den Norden. Er ließ seine Frau und vier Kinder völlig mittellos zurück und setzte sie damit ständiger Bespitzelung aus. Aufgrund dieser traumatischen Erfahrungen behandelt Kim Wonil häufig menschliche Tragödien, die sich aus der koreanischen Teilung ergeben. Er erhielt mehrere angesehene Literaturpreise, seine Werke wurden ins Englische, Französische, Spanische und Japanische übersetzt.
Aus dem Koreanischen übersetzt von Hyuk-Sook Kim und Manfred Selzer.
Ein junger Mann deutet seine Fettleibigkeit mit Hilfe der Venus von Willendorf. Ein Mädchen ist von ihrer Andersartigkeit überzeugt und sucht den Übergang in eine neue Welt. Ein Chefredakteur erhält eine Nachricht von einer Jugendliebe, die ihn an eine vor langer Zeit getroffene Verabredung erinnert. In diesem Werk werden anhand von sechs Erzählungen komplexe Gebilde rund um Einsamkeit, Sehnsucht und Traumfiguren der Wirklichkeit gesponnen.